Ein Bild aus besseren Tagen: Finanzer Rolf Frischknecht (l.) ist nun Alleinvorstand, Peter Wahles Vertrag wird »einvernehmlich nicht verlängert«. Bild: Weihbold
In der Branche war schon länger über Probleme beim größten Sporthändler Österreichs, Sport Eybl/Sports Experts, gemunkelt worden. Dennoch ist für viele der Abgang von Vertriebs- und Einkaufsvorstand Peter Wahle eine Überraschung. Dass man sich von ihm getrennt habe, stellt Aufsichtsratschef Winfried Sattlegger zwar in Abrede. Tatsache ist aber, dass Wahles mit 31. August ausgelaufener Vertrag nicht mehr verlängert wird. „Einvernehmlich“, wie Sattlegger betont.
In einer Aussendung an die Mitarbeiter schreibt Sattlegger, dass Wahle „neue berufliche Herausforderungen“ annehmen wolle und dass seine Position im Vorstand aus Einsparungsgründen nicht nachbesetzt werde. Wahles Vorstandskollege, der bisherige Finanzvorstand Rolf Frischknecht, werde fortan als Alleinvorstand und Vorsitzender der Geschäftsführung fungieren. Unterstützt werde er dabei von Markus Bauer als Einkaufschef und Michael Weccardt als Geschäftsführer im Vertrieb.
Letzteren habe Wahle in den vergangenen Wochen als seinen Nachfolger aufgebaut, sagt Sattl- egger. Was beweise, dass der Abgang Wahles keineswegs überraschend komme.
Was letztlich dafür den Ausschlag gab, dass Wahles Vertrag nicht verlängert wird, darüber gibt es verschiedene Ansichten. „Er war sicher enttäuscht, dass nicht alles aufgegangen ist, was er sich vorgenommen hat“, sagt Sattlegger.
Dazu dürfte zum einen die geschäftliche Entwicklung des Marktführers zählen. Sport Eybl und Sports Experts spürten schon im zweiten Halbjahr 2011 einen allgemeinen Nachfragerückgang, der sich in einem schlechten Winter noch verschärfte. Vor allem die Billigschiene Sports Experts leide derzeit massiv, heißt es im Unternehmen.
Prüfung durch Deloitte
Derzeit läuft eine ausführliche Prüfung durch das Beratungsunternehmen Deloitte, das die Abläufe und Vorgänge im Unternehmen ausführlich beleuchten soll. Ein Ergebnis liege noch nicht vor, sagt Sattlegger. Gerüchte, dass sehr wohl einiges bekannt sei, was auch zum Abgang Wahles beigetragen haben soll, dementiert der Aufsichtsratschef.
Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens soll aber nicht der einzige Grund sein, dass Wahle und der Welser Handelskonzern künftig getrennte Wege gehen.
Immer wieder war von Meinungsverschiedenheiten zwischen Wahle und den Eigentümern die Rede gewesen. Diese sollen sich zum einen auf das Klima im Unternehmen (erhöhte Fluktuation langjähriger Eybl-Mitarbeiter), zum anderen auf den kolportierten Plan Wahles zurückgehen, die Familie Eybl stärker zurückzudrängen.
Die Familienmitglieder haben sich schon vor geraumer Zeit entschlossen, nicht mehr operativ im Unternehmen tätig zu sein. Dies war seinerzeit beschlossen worden, auch um Familienstreitigkeiten zu vermeiden. Einige Familienmitglieder sitzen in den Aufsichtsgremien.
Christoph Eybl und Catrin Aschenwald-Eybl, die der Eybl Familien GmbH vorstehen, sitzen ebenso im Kontrollgremium wie Lorin Leitner. Die Familien GmbH besitzt die Eybl Holding, die wiederum73,78 Prozent an Sport Eybl und Sports Experts hält, der Rest gehört der Ludwig Eybl Privatstiftung.
Sport Eybl / Experts
Aus der Fusion von Sport Eybl und Sports Experts entstand der größte Sporthändler Österreichs. Der Firmensitz ist seit der Gründung durch Ludwig Eybl in Wels.
81 Jahre ist Sport Eybl alt. Das Unternehmen setzte im Vorjahr 410 Millionen Euro (ein Zuwachs von 2,5 Prozent) um und beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter. Der Marktanteil in Österreich beträgt konstant seit Jahren 25 Prozent. Nach dem schlechten Winter wurde ein Sparprogramm gestartet, bei dem auch Mitarbeiter gekündigt wurden.
100 Prozent des Unternehmens sind nach wie vor in Familienbesitz. Knapp 49 Prozent gehören Lutz Eybl, dem Bruder des vor 19 Jahren verunglückten Dietmar Eybl. Weitere Anteile gehören der Ludwig Eybl Privatstiftung sowie Christoph, Alexander Lutz sowie Waltraud Eybl, Catrin Aschenwald Eybl und Lorin Leitner.