LINZ. Seit vier Jahren läuft das Verfahren um ein geplantes Schotterwerk nahe dem Pichlingersee. Jetzt gibt es ein neues Gutachten der Stadt Linz. Der Inhalt: Es sei nach wie vor nicht nachgewiesen, dass die Schadstoffgrenzen eingehalten werden können.
Ein Perger Unternehmer will nahe dem Erholungsgebiet Pichlingersee und einem Natura-2000-Schutzgebiet ein Schotterwerk errichten – geschützt durch einen hunderte Meter langen und sechs Meter hohen Wall inklusive Lärmschutzwand. Daher wird es zu keinen Lärm- und Schadstoffbelästigungen für Erholungssuchende und Anrainer kommen, sagt der Unternehmer. Ein Gutachter des Landes, das das Genehmigungsverfahren leitet, ist der gleichen Ansicht.
Die Stadt Linz als Standortgemeinde bestreitet das. Sie beauftragte einen eigenen Gutachter, um zu überprüfen, ob wirklich nicht mehr Schadstoffe am Pichlingersee zu erwarten sind – und daher eine Immissionsneutralität gegeben sei. Das sei nicht der Fall, war das Ergebnis der Untersuchungen von Professor Peter Sturm, einem Fachmann der Technischen Universität Graz. Der Landes-Gutachter bestritt das, Professor Sturm sah dessen Berechnungsgrundlagen als nicht plausibel an, der gegnerische Gutachter konterte wieder.
Nun hat Sturm ein neues Gutachten erstellt, das den OÖNachrichten vorliegt. Er kommt zum Ergebnis, dass der Landes-Gutachter die Wirkung des Schutzwalls überschätzt habe und dass dessen Berechnungen nach wie vor nicht nachvollziehbar seien. Sein Schluss: „Das Vorliegen der Immissionsneutralität ist nicht nachgewiesen.“
„Landes-Gutachter abberufen“
Damit ist für Winfried Sattlegger von der Kanzlei Sattlegger, Dorninger, Steiner und Partner, der die Stadt Linz vertritt, alles klar. „Die Immissionsneutralität muss laut Gesetz erfüllt sein“, sagt er. „Daher ist das Schotterwerk nicht zu genehmigen.“ Außerdem stellt er den Antrag, den Landes-Gutachter abzuberufen. „Offenbar fehlt ihm die Erfahrung mit den Bedingungen in Linz-Pichling“, sagt Sattlegger.
Ein weiterer Punkt ärgert den Anwalt. Der Projektwerber habe seit 2007 wiederholt die Möglichkeit bekommen, seine Pläne zu ändern, obwohl er ein fertiges Projekt einreichen hätte müssen: „Es kann ja nicht sein, dass die Behörde so lange herumwerkt, bis das Projekt irgendwann funktioniert.“
Schotterwerk beim ErholungsgebietJährlich 120.000 Tonnen Schotter sollen im Linzer Süden nahe dem Pichlingersee und einem Natura-2000- Schutzgebiet abgebaut werden. Anrainer und Erholungssuchende befürchten Lärm- und Schadstoffbelastungen, sammelten 6000 Unterschriften und demonstrierten bereits zwei Mal auf der Linzer Landstraße gegen die Pläne. Derzeit läuft das letzte ausständige Genehmigungsverfahren, jenes nach dem Mineralrohstoffgesetz.